Mühbrooker Belieben

MÜHBROOKER BELIEBEN

wurde am Anfang des 19. Jahrhunderts gegründet


Aus der Not geboren, wurde die Mühbrooker Totengilde „Belieben“ wahrscheinlich schon während der napoleonischen Epoche gegründet.

In dieser Zeit, als sich noch Pferdewagen und Handkarren mühsam auf unwegsamen Feldwegen von Mühbrook nach Bordesholm bewegten, konnte der Transport der Verstorbenen für Hinterbliebene zu einem großen Problem werden. Wie kommt der Verstorbene zur Klosterkirche und seiner letzten Ruhestätte? Eine Vereinbarung, welcher sich jeder in Mühbrook „nach Belieben“, daher der Name der Totengilde, anschließen konnte, sollte den Hinterbliebenen diese Sorgen abnehmen und die Dorfgemeinschaft festigen.


In einer Gilderolle sind die Statuten „der Belieben“, Protokolle von Gildeversammlungen, ein Interessenten-verzeichnis, Listen über Beiträge und Strafgelder für Versäumnisse sowie ein Verzeichnis der Verstorbenen und Sargträger handschriftlich festgehalten. Noch von 1926 rührt die älteste gut erhaltene Gilderolle – ein schwarzes Buch – in die W. Först die Statuten aus der alten Gilderolle von 1886 säuberlich übertrug. Gildemitglieder waren nur Männer.


Über alle sozialen Schranken hinweg mussten die Mitglieder der Gilde bei einem Todesfall helfen und den Hinterbliebenen ihr Beileid ausdrücken. „Das Tragen der Leiche geht reihum. Wer zum Tragen angesagt wird und ausbleibt, entrichtet 60 Pfennig Strafe.“ Nach alter Sitte gingen die Frauen der Gildemitglieder am Tag vor der Beerdigung mit einem Kranz zum Trauerhaus. Nachdem man kondoliert und die Leiche besehen hatte, wurde gemeinsam Kaffee getrunken. Erst 1973 wurde dieser Brauch aufgehoben.


Als die langjährige „Totenfrau“ Dora Hauschildt 1974 ihre Aufgabe aus Altersgründen nicht mehr ausführen konnte, kam man zu dem Schluss, dieses Amt nicht wieder neu zu besetzen.

Die jährlichen Versammlungen der „Belieben“, die früher bei Hufnern und Kätnern umlaufend abgeholten wurden, dürften gar nicht traurig verlaufen sein. In den Statuten ist festgelegt, dass ¼ Tonne Bier, eine Kanne Branntwein, ein Pfund Licht, ein Pfund Tabak (nur vom besten) Nr. 1 und für 50 Pfennig Rolltabak angeschafft werden mussten.

Noch heute tritt die Gildeversammlung ein Mal im Jahr am Abend des Erntedankfestes zusammen, um der Verstorbenen zu gedenken und die Beiträge und Strafgelder einzusammeln. Ältermann ist Joachim Lucht.


Jeder, der bereit ist, altes überliefertes Brauchtum zu pflegen und zu erhalten, ist herzlich eingeladen,
der „Belieben“ beizutreten.

Share by: